Gespräch mit Marlen Feller und Gerhard Schuster

2017 Der Oekoladen feiert Perlenhochzeit. Marlen Feller, sind Sie als Geschäftsführerin nach 30 Jahren noch glücklich verheiratet?

Nun, auch Perlen verlieren ohne die richtige Pflege oder Sorgfalt ihren Glanz. Ein Unternehmen ist wie eine Ehe. Damit alle Beteiligten glücklich bleiben, muss viel Arbeit und Liebe investiert werden. Unser „Ehe“-Partner ist der Kunde. Mit ihm werden wir das Jubiläum feiern. Mit einem Fest, neuen Produkten, zeitgemässen Öffnungszeiten und mit einer modernen, geteilten Geschäftsleitung.

Gerhard Schuster, Sie sind neu ein Teil der Geschäftsführung. Nervös?

Warum denn? Ich habe bisher bereits Unterstützungsarbeit und Strategieplanung im Hintergrund geleistet. Kein Wunder, ist doch der zweite Teil der Geschäftsführung zugleich meine Ehefrau. Nun arbeite ich aktiv im Laden mit, kümmere mich um Finanz- und Personalfragen und anstehende Entscheidungen fällen wir nun zu zweit. Marlen wird sich so stärker auf Produktauswahl, Beratungen und Kundenbeziehungen konzentrieren können. Mit 10 Angestellten wurde es für eine Person einfach zu viel. Und es ermöglicht uns, noch professioneller zu arbeiten.

Wie hat sich die Beziehung zu Ihren Kunden und die Biobranche allgemein verändert?

Vor 30 Jahren waren wir die Oekos, Bios, Fundis. Das war nicht immer als Kompliment gemeint. Wir sind darum sehr stolz eine gesellschaftliche Veränderung mit angestossen zu haben. Heute ist das Bewusstsein für die Wichtigkeit des Umweltschutzes und für gesunde, nachhaltige, regional produzierte Nahrung viel stärker.

Trotzdem sind Sie Fundis geblieben?

Stimmt genau. Wir Bioläden setzen immer noch häufig Trends. Und die Grossverteiler übernehmen, was wir mit unseren treuen Kunden ausprobiert haben.

Beim Stöbern in Ihrem sehr schönen Laden, ist mir das riesige Sortiment aufgefallen.

Und doch müssen wir uns einschränken. Es gibt so viele Leckereien auf unserer Welt. Früchte, Gemüse, Getreide, Milchprodukte, Brot, Wein, …  die Liste würde noch lang. All diese Düfte und Farben.  Ein Kunde sagte kürzlich zu mir, seit er bei uns einkaufe, wisse er wieder was wirkliche Nahrung sei. Dann sind da die Fertigprodukte, die Haushaltsartikel und nicht zu vergessen die Kosmetika. Alles von kleinen Herstellern bis zu grossen Marken. Es ist eine Freude.

Behalten Sie noch den Überblick? Unglaublich, was Sie alles wissen müssen.

Darum ist Weiterbildung wesentlich. Und Besuche bei und Gespräche mit den Produzenten. Denn für uns  das Wichtigste – wenn ich darüber nachdenke auch das Schönste -, ist der persönliche Kontakt zu den Kunden. Der Einkauf bei uns soll ein Erlebnis sein; lust- und freudvoll. Wir wollen uns Zeit nehmen für die Beratung. Und zeigen, wieviel tolle Gerichte mit Gewürzen aus fernen Ländern, aus alten Getreide- und Gemüsesorten, zubereitet werden können. Wir geben auch Tipps zu biodynamischen Anbau oder zu veganer Ernährung.  Man sagt, das Auge isst mit. Bei uns soll der Kunde im Laden Appetit kriegen. Und er kann die Dinge des täglichen Bedarfs bei uns kaufen. In nachhaltiger Qualität. Auch wenn das Wort heute inflationär gebraucht und verwässert wird, wir glauben das Nachhaltigkeit keine Glaubensrichtung ist, sondern eine unumgängliche Lebensart.